Einatmen. Ausatmen.

Erden. Pfeil einlegen. Einatmen.

Bogen spannen. Ankern. Halten.

Lösen. Ausatmen.

Verfolgen. Nachspüren. Bogen senken.

Einatmen. Ausatmen.

Der Schussablauf beim intuitiven Bogenschießen enthält die Essenz meiner Kunst: Unter Zuhilfenahme von Pfeil und Bogen erschaffe ich nicht nur einzigartige Bilder, sondern produziere gleichsam einen Moment der Achtsamkeit und des Fokus‘, welchen auch das fertige Werk ausstrahlt.

Der vielfältige Einsatz von Pfeil und Bogen verbindet bereits in der Schaffensphase Dynamik und Achtsamkeit und schafft Kunstwerke, in welchen die beizeiten überwältigenden Emotionen unserer unruhigen Zeit ebenso gespiegelt wie losgelassen werden. Im Moment des Lösens, in dem der Pfeil die Sehne verlässt, gibt die Schützin die Kontrolle ab und muss sich darauf verlassen, dass sie ihm vorbereitend alles mitgegeben hat, was er für die „richtige“ Flugbahn benötigt. Auch einige andere Medien, mit denen ich arbeite – beispielsweise die Alkoholtinte – entziehen sich ein stückweit der Kontrolle, sodass das kontrollierte Chaos alle Phasen der Erstellung eines Werkes durchzieht.

Durch die vergangenen Jahre, unter anderem die Corona-Krise, die drohende Klimakatastrophe sowie neue und wieder aufflammende Kriegsherde haben wir deutlich bemerkt, was wir eigentlich schon wussten – wie sehr nämlich sich vieles unserer individuellen Kontrolle entzieht und dass unser Umgang mit der Wut, der Trauer und der Hilflosigkeit, die das Leben manchmal mit sich bringt, eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung spielen. Diesen Gefühlen möchte ich Raum geben und sie in etwas Positives, Ästhetisches verwandeln, sodass eine Verbindung zwischen Kunst und Betrachter*in entsteht, die unter anderem den Fokus und die Erlösung als Herzstück des Schaffensprozesses auf die betrachtende Person zurückwirken lässt.